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Selbst und Selbst-Bild

Kristin | Bewusstsein • Apr. 28, 2024

Ich bin nicht mein Selbst-Bild (ein Glück!)

Hier auf Deine-Lebensfreude.de beschäftige ich mich mit dem Bewusstsein und wie wir als Bewusstsein unsere Lebensfreude ganz automatisch und natürlich fühlen, und schlussendlich auch sein können. Was meine ich mit „sein können“? Ich weiß, dass es möglich ist, sich einfach nur wohlzufühlen, ohne etwas dafür tun zu müssen. Ohne erst etwas haben, erreichen, suchen, finden, weg haben, schaffen, trainieren oder lernen zu müssen. Wer als Bewusstsein lebt, muss nichts tun, haben, suchen oder finden, um sich wohl und glücklich zu fühlen. Aber dieses Wissen führte bei mir bisher nicht zu dem entsprechenden Fühlen.


Die Frage, mit der ich mich beschäftige, ist also, wie können wir Lebensfreude sein, statt nach ihr zu suchen?


Um als Bewusstsein leben und Lebensfreude sein zu können, ist es notwendig, sich einmal das anzuschauen, was dem Leben als Bewusstsein im Wege steht.


Ein Leben als Bewusstsein bedeutet, ein Leben als unser wahres Selbst zu führen. Das Ding ist, dass wir ein Selbst-Bild haben und glauben, dieses Selbst-Bild zu sein. Jeder von uns hat ein Selbst-Bild. Das haben wir alle gemeinsam. Wir haben ein Selbst-Bild von uns und dieses Selbst-Bild unterscheidet sich von dem, was wir wirklich sind. Unser Selbst-Bild ist zum Teil so dermaßen verzerrt und stark, dass wir unser wahres Selbst manchmal gar nicht mehr wahrnehmen können.


Dieses Selbst-Bild, von dem ich hier spreche, kennen wir auch unter dem Begriff „Ego“ oder „Persönlichkeit“. Wenn uns dieses Selbst-Bild Gefühle beschwert, die uns nicht gefallen, dann begeben wir uns zwar oft auf die Suche nach unserem wahren Selbst. Wir suchen jedoch an der falschen Stelle. Wir suchen statt nach unserem wahren Selbst meistens nur ein positives Selbst-Bild. Und das ist die Falle, in die wir alle sehr schnell tappen können.


Wie sieht diese Falle aus? Wir begeben uns also auf Selbstfindungssuche (was ein Wort) in der Hoffnung, diese miesen Gefühle endlich loszuwerden. Ich spreche da aus Erfahrung, denn ich habe gute 10 Jahre meine „Berufung“ gesucht. Wenn ich in die Internetsuche „Selbstfindung“ eingebe, dann werde ich recht schnell auf die „1000 Fragen an dich selbst“ aufmerksam, die als Sonderbeilage irgendwann einmal einem Magazin namens „Flow“ beigelegen haben. 1000 Selbstfindungsfragen. Tausend! Es gibt also scheinbar viel zu tun, um „sich selbst“ zu finden und kennen zu lernen. Mit diesen „Selbstfindungsfragen“ lernen wir definitiv unsere Persönlichkeit kennen und im besten Fall konzentrieren wir uns dann auf unsere positiven Seiten und was soll daran verkehrt sein? Jedoch hat das wenig mit unserem wahren Selbst zu tun. Mit jeder Antwort auf eine dieser Fragen werden wir mehr und mehr von unserem wahren Selbst weggeführt, ohne es zu merken. Die negativen Seiten wollen wir weghaben und die positiven Seiten wollen wir herausfinden und stärken. Aber beide Seiten gehören zur Persönlichkeit.


So eine Persönlichkeit will gehegt und gepflegt werden und sie soll wachsen und sich entwickeln. Überleg mal, wie viele Menschen kennst du, die eine schwache Persönlichkeit haben und damit Leid geradezu heraufbeschwören. Menschen, die glauben, an den schlechten Seiten arbeiten zu müssen. Und wie viele Menschen kennst du, die eine starke Persönlichkeit haben und darauf vermutlich auch noch ziemlich stolz sind. Menschen, die sich damit beschäftigen ihre guten Seiten weiter auszubauen (oder die schlechten zu überdecken)?


Wir glauben also, dass wir gute Seiten haben und weniger gute Seiten. Die guten Seiten versuchen wir auszubauen, die weniger guten Seiten wollen wir verbessern oder weg haben. Wir schauen neidisch auf andere und würden auch gerne so sein.

Doch woher kommen alle diese Vorstellungen und Meinungen? Wenn wir als Baby auf die Welt kommen, wissen wir noch nichts von all dem, was wir heute glauben. Wir haben keine Persönlichkeit und existieren trotzdem. An dieser Stelle könnten wir uns schon mal die Frage erlauben, wie viel Persönlichkeit wir also wirklich brauchen, um hier zu sein. Als Babys sind wir einfach voll und ganz hier und erst über die Jahre entwickeln wir diese Persönlichkeit, die wir heute glauben zu sein.


Dieses „Ding“, das wir am Anfang nicht brauchten und heute glauben zu sein, hat sich zudem stark verändert. Es heißt alle sieben Jahre würden wir eine neue Persönlichkeit entwickeln oder unsere Persönlichkeit würde sich in bestimmten Lebenszyklen verändern. Und wenn ich mein Leben reflektiere, dann stimme ich dieser Veränderung in jedem Fall zu. Dieses Selbstbild ist alles andere als etwas Konstantes. Es kann also keine Basis sein, denn die müsste fest und konstant immer da sein, egal was passiert. Das ist das Prinzip von Fundamenten, sie sind fest und statisch.


Auch wenn wir (scheinbar) erst lernen müssen, was wir sind, so existieren wir dennoch. Und es ist egal, wie gut wir lernen, wir existieren dennoch.


Ich gebe noch etwas zu bedenken. In einer parallelen Welt, in der wir in eine andere Familie hinein geboren worden wären, hätten wir eine gänzlich andere Sichtweise. Wir hätten uns anders entwickelt, hätten eine andere Persönlichkeit. Uns wäre auf andere Weise beigebracht worden, was wir (angeblich) sind. Wir hätten ein anderes Bild von uns selbst. Können wir also dieses offensichtlich willkürliche Selbst-Bild sein? Können wir ein Selbst-Bild, eine Persönlichkeit sein, die geformt werden muss?


Schauen wir noch einmal genauer hin, aus was sich unsere Persönlichkeit formt. Seit wir auf der Welt sind, wird und wurde uns erzählt, wie die Welt ist, wie wir sind, wie die Welt zu sein hat, wie wir zu sein haben. Uns wurde beigebracht, was gut ist, was schlecht ist. Was negativ ist und was positiv. Was man halt so macht. Und was sich gehört und nicht gehört. Uns wurden Werte, Normen, Überzeugungen, Meinungen, Beurteilungen, Bewertungen und Rollen nahegelegt. Manchmal offensichtlich, manchmal subtil. Daran ist unser gesamtes Umfeld und unser Kulturkreis beteiligt. Ja sogar das Land und das Zeitalter spielt eine Rolle. Jede Kultur macht es so oder hat es so gemacht, nur die Geschichten, die erzählt werden, sind anders. Das vereint uns irgendwo wieder. Auch über die Zeit hinaus. Die Menschen, die uns aufgezogen haben, haben uns das vermittelt, was sie bereits gelernt und geglaubt haben und sie haben es von den Menschen übernommen, von denen sie aufgezogen wurden und so weiter.


Hier finde ich übrigens die Frage spannend, wie alt dann bitte meine „Persönlichkeit“ ist. Besteht diese womöglich aus uralten Geschichten und Glaubereien? Spannend! Ob wir wohl jemals den Ursprung des Ganzen erfahren werden?


Das bedeutet, dass wir gar nicht so gesehen werden konnten, wie wir tatsächlich sind, sondern wir wurden durch die Augen des jeweiligen Selbstbildes gesehen und die damit verbundenen Vorstellungen wurden auf uns drauf projiziert. Durch die ganzen Geschichten, egal ob sie nun positiv oder negativ waren, hat sich dann unser eigenes Selbstbild entwickelt. Wir haben irgendwann begonnen zu glauben, dass wir diese Meinungen, Bewertungen, diese Geschichten, dieses ich, diese Person, diese Persönlichkeit sind. Wir haben unsere wahre Natur vergessen, oder vielmehr überdeckt mit all diesen Geschichten. Unser Selbstbild ist demnach nichts weiter als eine Ansammlung von positiven und negativen Geschichten. Und so lange wir glauben, dass wir nichts anderes sind, als Geschichten, die andere Menschen auf uns drauf projizieren, solange werden wir Probleme haben.


Ähnlich wie in dem Märchen vom „hässlichen Entlein“, das in Wirklichkeit einfach nur ein Schwanküken war. Seine Umgebung erzählte Geschichten über es, die nicht der Wahrheit entsprachen und die mit dem, was das Küken wirklich war, absolut nichts zu tun hatten. Das Küken fühlte sich nur deswegen schlecht, weil seine Umgebung sich geirrt hatte und Unwahrheiten über es erzählte.

Wie ist das bei uns Menschen? Wie oft irren wir uns und erzählen unwahre Geschichten? Dazu zählen nicht nur die negativen Geschichten, sondern auch die positiven Geschichten.


Erzählst du dir die Geschichte, dass du ein Versager bist, dann:

hast du Stress, weil du glaubst, dass die anderen merken könnten, dass du ein Versager bist.

hast du Stress, weil du glaubst, etwas erreichen zu müssen.

hast du Stress, weil du glaubst, vielleicht für immer ein Versager zu sein.


Bei positiven Geschichten ist es das Gleiche:

Erzählst du dir die Geschichte, dass du eine tolle Persönlichkeit bist, dann:

hast du Stress, weil du glaubst, dass die anderen merken könnten, dass du gar nicht so toll bist.

hast du Stress, weil du glaubst, dass du immer etwas tun musst, um weiterhin toll zu sein.

hast du Stress, weil du glaubst, dass du dabei versagen könntest.


Dir immer wieder eine positive Geschichte über dich zu erzählen, kann genauso stressig und anstrengend sein, wie eine negative Geschichte, die du über dich glaubst. Es sind eben die beiden Seiten der Persönlichkeit. Wie viel Wahrheit steckt jedoch wirklich in all diesen Geschichten?


Auch wir haben irgendwann begonnen, durch die Brille der Persönlichkeit andere Menschen und Situationen zu bewerten und zu beurteilen. Wir sehen andere Menschen selten, so wie sie sind. Wir sehen Situationen nicht, wie sie sind. Wir sehen uns selbst nicht, wie wir sind. Wir selbst sind aber auch selten so, wie wir sind oder sein könnten. Ein Teufelskreis.


Zudem hat die Persönlichkeit kein Interesse daran, hinterfragt zu werden, denn das würde ihre Existenz bedrohen und das will sie natürlich nicht. Die ganzen Selbstfindungsfragen dienen daher nicht unserer wahren Natur, sondern unserer Persönlichkeit und den geglaubten Geschichten. Der ganze Selbstfindungsbereich macht daher keinen Sinn, solange er auf die (geglaubte) Persönlichkeit abzielt. Ich werde in weiteren Artikeln noch genauer darauf eingehen.


Es ist zudem unmöglich, als Selbst-Bild in die Präsenz zu gehen oder zu Bewusstsein zu werden. Wir sind ja bereits Bewusstsein. Wir können nicht zur Präsenz werden, weil wir es schon sind. Wir können nichts tun, um Bewusstsein zu werden, weil wir bereits Bewusstsein sind. Wir können aber damit aufhören, zu glauben, dass wir etwas anderes sind als Bewusstsein. Und das ist das Besondere an der Art von Bewusstsein, die ich hier zu beschreiben versuche. Du musst nichts tun, haben, sein, trainieren, lernen, erreichen, um Bewusstsein zu sein. Du bist ja bereits Bewusstsein.


Wie würde sich wohl unser Zusammenleben verändern, wenn wir Erkennen würden, was wir sind und was wir nicht sind. Wie viele scheinbare Probleme würden sich in Luft auflösen, die wir nur haben, weil wir glauben diese Ansammlung von Geschichten zu sein. Wie viele Lieblosigkeiten wären sofort beendet, da diese nur aus dem Selbst-Bild und den erlernten Werten, den erlernten Bewertungen und den erlernten Vorstellungen entspringen.


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