Trust Technique
Es geht um Vertrauen zwischen Mensch und Tier

Zwei kleine Hunde bereichern unser Leben. Jeder mit seinen eigenen Wesenszügen und Eigenheiten. Eine paradoxe Situation wird mir wahrscheinlich für immer im Gedächtnis bleiben. Es war auch der Wendepunkt im Umgang mit ihnen.
Ich war mit Mini, unserer Hündin, im Park spazieren und eine ältere Lady mit einem breitschnauzigen, stämmigen Hund kam uns entgegen. Das war in einer Phase, als wir noch die üblichen Tipps von Hundetrainern ausprobierten. Die Anleitung war in etwa so: Nimm deinen Hund an die kurze Leine, geh selbstbewusst und schnell vorbei und wenn er ruhig bleibt, belohne ihn mit einem Leckerli. Über den Sinn und Unsinn dieser Übung möchte ich mich an dieser Stelle nicht auslassen.
Da kam also diese Lady und ich dachte, okay, die beiden sehen entspannt aus, wird sicher gut klappen, so wie andere Hundebegegnungen an diesem Tag auch. Als wir näher kamen, nahm die Frau ihren Hund plötzlich zur Seite, ging sogar einen Schritt vom Weg herunter und lief mit ihm auf der Wiese. Okay, wie seltsam, dachte ich noch und je näher wir uns kamen, desto mehr zog sie ihren Hund am Halsband nach oben zu sich ran. Ich weiß nicht mehr, welcher Hund dann zuerst zu bellen anfing, aber auf gleicher Höhe angekommen sagte sie dann in scharfem Ton zu mir „Erziehung!“.
Einfach nur „Erziehung!“ – Wow.
Damals kannte ich weder die Trust Technique, noch die PräsenzMedizin und so kannst du dir vielleicht denken, dass ich darauf nicht gerade nett reagiert habe. Warum auch? Eben volle Lotte aus dem Ego heraus :-D
Was mir damals nicht klar war, ist, dass wir so unglaublich viele zum Teil seltsame Vorstellungen davon haben, wie ein Hund zu sein hat und was er zu machen oder zu lassen hat und wie angeblich Hundeerziehung funktioniert. Wie oft habe ich mich gefragt, warum diese Tipps bei Mini nicht wirklich funktionieren wollten.
Was mir auch erst durch die Trust Technique klar wurde, ist, dass Mini auf den Stress von anderen ganz sensibel reagiert. Das habe ich all die Jahre nicht gesehen. Es war nichts, das wir in der „Erziehung“ falsch gemacht haben, also nichts Grundsätzliches, es war auch die Ausstrahlung, die von anderen und von mir ausging. Mein Hund, hat vermutlich damals nur reagiert, weil er den Stress des anderen Hundes und uns Menschen wahrnahm.
Aber noch mal zurück zu der Szene im Park. Da ist also diese Lady mit ihrem gestressten, halb erwürgten Hund, den sie am Halsband baumelnd an uns vorbei zieht und sie sagt zu mir, ich solle meinen Hund erziehen.
Okay.
Das ich aber gerade dabei war mit Mini zu üben und was wir bisher alles bereits probiert haben, das kann sie natürlich nicht sehen. Von daher ist diese Aufforderung sehr grenzwertig gewesen, und wenn sie sich hätte sehen können und ihren armen Hund, der da nach Luft schnappte, vielleicht hätte sie dann nicht mir den Rat mit der „Erziehung“ gegeben, sondern sich selbst. Ziehen konnte sie auf jeden Fall sehr gut, nur leider halt am Halsband ihres Hundes.
Wenn „Erziehung!“ bedeutet, dass ich meinen Hund am Halsband nach oben ziehe, ihn vom Weg runter ziehe und ihn an anderen Hunden vorbei ziehe – spätestens dann sollte ich Hundeerziehung wirklich in Frage stellen. Und das tat ich dann auch.
Und vielleicht habe ich deswegen eine Abneigung gegen das Wort „Erziehung“ entwickelt. Wer weiß. Die Trust Technique hat mich glücklicherweise gelehrt, dass es tatsächlich nicht um Erziehung geht, sondern um Vertrauen. Vertrauen zwischen Mensch und Tier. Menschen und Tiere teilen Gefühle, Stimmungen, Ängste und Stress. Es geht nicht darum, dem Hund die natürlichen Verhaltensweisen (gestresst reagieren auf gestresste Artgenossen und Menschen) abzutrainieren, sondern meinem Hund das Vertrauen zu geben, dass er braucht, um sich in dieser Welt wieder wohlzufühlen. Das fühlt sich einfach wunderbar an.
Und vielleicht kennst du den abschätzigen Blick, wenn dein Hund bellt und der andere Hund nicht. Und du fühlst dich schlecht, weil du nicht weißt, was los ist und was du noch besser machen könntest? Das Ding ist, Hunde sprechen nicht nur mit der Stimme. Vielleicht bellt der andere Hund nicht, was wir im Allgemeinen mit „der ist gut erzogen“ gleich setzen, was wir oft jedoch nicht bemerken: er nutzt stattdessen seine Körpersprache.
Wenn ich das aus diesem Blickwinkel betrachte, dann ist unser Hund noch viel besser dran, denn er traut sich noch seine ihm von Natur aus gegebene Stimme zu benutzen und seine Gefühle auszudrücken.
Ich konnte einen bestimmten Hund mit seiner Besitzerin beim Training immer mal beobachten, wenn ich auf dem Heimweg von der Arbeit war. Der Hund durfte nicht nach links und rechts gucken, musste still sitzen bleiben... so richtig steif eben. Wie ein Spiegelbild vom Charakter der Besitzerin. Das fühlte sich einfach nicht gut an, das zu sehen. Dem Hund alles abzutrainieren, was zu seinem natürlichen Hundsein gehört, ist keine Lösung.
Auch konnte ich neulich einen TV-bekannten Hundetrainer dabei beobachten, wie er einen Hund, der vorbeifahrende Radfahrer anbellte, mit Wasser bespritzen lies. Was auf den ersten Blick funktionierte, fühlt sich einfach nicht richtig an. Das, was der Hund mit seinem Bellen ausdrückt, wird jetzt durch Angst vor Wasser unterdrückt. Ist das richtig, ist das natürlich? Wohl kaum. Ein kläglicher Versuch des Menschen, der sich nicht anders zu helfen weiß, weil er sich selbst nicht versteht.
Mir ist so viel klar geworden. Nicht nur, dass wir unglaublich viel Zeug über die richtige Erziehung unserer Hunde glauben, sondern jetzt sehe ich auch, wie sich andere Menschen den Vierbeinern gegenüber oft benehmen.
Henri, unser zweiter Hund, hatte sehr lange Angst vor Menschen. Doch was machen Menschen, wenn sie kleine Hunde bellen hören?
Sie kommen näher ran und sprechen ihn an, sie starren ihn an oder sie bellen zurück. In der Natur undenkbar. Wenn dir ein Tier klar zeigt, dass es Angst hat und sich zur Not auch verteidigen würde, dann kann es nicht sein, dass wir Menschen uns für schlauer als die Natur halten und diese klaren Signale ignorieren. Bei großen Hunden wird übrigens nicht zurück gebellt. Da hat der Mensch dann doch die Hosen voll, aber mit den Kleinen kann man es ja machen.
Ich bin so froh, eine natürliche Methode gefunden zu haben, um beiden zu helfen. Bei Youtube gibt es übrigens jede Menge Beispiel-Videos, die ich mal in einer Playlist gesammelt habe. Ansonsten einfach auf www.trust-technique.com schauen und dort die Videos auf dich wirken lassen.
Wie es mit Mini und Henri und der Trust Technique weiter geht, werde ich in kommenden Artikeln schildern. Für eine wahrhaftige Welt für uns und unsere Tiere.